244 Frauen und Männer sitzen als gewählte Vertreter_innen des Volkes im Österreichischen Parlament. Sie mögen Tiere, essen gerne Nudeln und fast alle wollten sie einmal die Welt retten.
Auf der Suche nach Dingen, auf die sich Österreichs Bundespolitiker_innen einigen können, stolperte ich über die Kinderseite des Parlaments und entdeckte dort interessante Dinge. Die Profile der Abgeordneten erinnern vor allem an Eines: Sie alle sind Menschen. Die meisten von ihnen sogar recht sympathische.
Speisekarte, bitte!
Noch lieber als Schnitzel isst der und die Parlamentarier_in Pasta oder Lasagne. Bemerkenswert ist, dass in allen Fraktionen außer bei den Grünen Fleischgerichte dominieren. Die Abgeordneten essen gerne Braten aller Art, Gulasch, Grillwürstel und Backhendl. Auch Speisen, die mit Käse zu tun haben, sind in der Liste der Lieblingsspeisen gut platziert. Bei den Grünen sagen immerhin einige, dass sie gerne Reis, Gemüse oder Salat essen. Einen besonderen Tipp hat Meri Disoski von den Grünen. Sie isst am liebsten Käsebrot mit Marillenmarmelade.
Man wird da auch nach dem Lieblingsgetränk gefragt. Etwa 7 Parlamentarier_nnen geben an, gerne Bier zu trinken, ein paar Burgenländer bekennen sich zum Wein. Die meisten aber trinken nach eigenen Angaben am liebsten Wasser, Kaffee oder Hollersaft.
Team Katze oder Team Hund?
Jeder weiß: Man kann als Politiker_in in Österreich nicht erfolgreich sein, wenn man keine Tiere mag. Zumindest muss man so tun, als ob, damit man den Wähler:innen nicht komisch vorkommt.
Beim heiklen Thema Lieblingstier dominieren Katze und Hund, wobei die SPÖ und die Grünen eher Team Katze sind, die ÖVP und die FPÖ eher Team Hund. Bei den NEOS herrscht Gleichstand. Insgesamt und in Zahlen ist das Parlament knapp Team Katze.
Die SPÖ mag daneben noch überdurchschnittlich gerne Esel, die FPÖ eher Adler. Die Kuh ist bei allen Parteien beliebt. Heike Eder von der ÖVP mag „kleine Schweinchen sehr gerne“ und bekommt dabei Unterstützung von Elisabeth Kittl von den Grünen. Diese findet die „lustigen, g’scheiten Schweinderl und die dicken, flauschigen Schafe“ gut. Was „Tiroler Grauvieh“ ist, musste ich erst googeln, Herr Abgeordneter Gahr (ÖVP).
Sibylle Hamann (Grüne) züchtet Regenwürmer, die Katzen von Hermann Brückl (FPÖ) heißen Bonnie und Clyde, der Kater von Isabella Kaltenegger (ÖVP) heißt Findus wie der in der bekannten Kinderbuchreihe. Und Michaela Steinacker (ÖVP) hat eine Familienflagge, auf der sie als Eule dargestellt ist.
Unterhalten sollten sich die grüne Kultursprecherin Eva Blimlinger, deren Lieblingstier die Biene ist, weil „sie sticht und Honig macht“ und die NEOS-Bildungssprecherin Künsberg-Sarre. Sie imkert in ihrer Freizeit.
Bernhard Hirczy von der ÖVP hat auch gerne Fische, aber viel zu wenig Zeit für sein Aquarium. Sigi Maurer (Grüne) findet Seepferdchen gut.
Gewonnen haben die Kategorie aber Sepp Schellhorn (NEOS), der gerne Giraffen hat, denn die Giraffe „schlägt vorne und hinten aus“ und Faika El-Nagashi (Grüne) deren Lieblingstier der Drache ist. Originell ist auch die Antwort des Wehrsprechers der ÖVP, Michael Hammer, dessen Lieblingstier ausgerechnet der Zierfisch ist.
Das Lieblingstier vom einzigen NEOS-Bundesrat Karl-Arthur Arlamovsky, der übrigens Physiker und Jurist ist, beweist Nerdigkeit zum Quadrat. Er ist ein Fan des Quastenflossers, den man auch das „lebende Fossil“ nennt.
Nieder mit der Hauspatschenpflicht!
Das Thema Schule war für viele Abgeordneten ein schwieriges. Die meisten mochten Pausen und ihre Freunde und fanden Hausaufgaben nicht so gut. Eine Ausnahme ist Wolfgang „Schule war lässig“ Sobotka (ÖVP), der halt auch ein Lehrer ist.
Überdurchschnittlich viele Abgeordnete hatten in der Schule Probleme mit dem Stillsitzen. Zu ihnen gehört auch die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ). Auch geometrisches Zeichnen war eher unbeliebt bei den Abgeordneten.
Interessante Abneigung in der Schule: Henrike Brandstötter (NEOS) und Hermann Weratschnig von den Grünen hassten die Hauspatschenpflicht.
Motorsäge-Schnitzen, Schnaps brennen, Lilienporzellan
In der Kategorie Handwerk sind Nurten Yilmaz und Elisabeth Feichtinger von der SPÖ aufgefallen. Yilmaz’ Lieblingsfach in der Schule war Schweißen und Feichtingers Hobby ist Motorsäge-Schnitzen. Manfred Hofinger von der ÖVP hat eine Brennerei.
Abgeordnete tun in ihrer Freizeit recht normale Dinge. Schnedlitz (FPÖ) und Laurenz Pöttinger (ÖVP) spielen Schach, alle sind gerne im Garten und bei der Familie. Hermann Gahr (ÖVP) bastelt gerne an seinem Oldtimer, einem VW-Käfer. Eva Prischl von der SPÖ sammelt Kinderbücher, Lilienporzellan und alten Schallplatten.
Bei den Berufen fand ich heraus, dass Reinhard Bösch, Wehrsprecher der FPÖ, Archivar ist und Gust Wöginger, Klubobmann der ÖVP bis heute Angestellter des Roten Kreuzes ist. Passt dazu, dass seine Leute erzählen, dass er der netteste Chef ist.
Mit den ehrgeizig gewählten Vorbildern unserer Abgeordneten verschone ich das Publikum großteils. Da ist alles dabei von Mandela, Obama, Bowie, Schwarzenegger, Mateschitz, dem Dalai Lama und Epikur. Das Vorbild der FPÖ-Abgeordneten Susanne Fürst ist Audrey Hepburn. Did not see that one coming, aber sehr interessant.
Natürlich finden die Abgeordneten auch Kreisky, Mock, Dohnal, Prammer, Prokop etc. super. Aber auch Hans Niessl und Do & Co Chef Attila Doğudan.
Warum Politik?
Jetzt kommen wir zu einer schönen Sache. Die größte Einigkeit bestand fraktionsübergreifend beim Grund, warum man in die Politik gegangen ist:
1. Welt verbessern/Menschen helfen
2. Kampf gegen Ungerechtigkeit
3. Mitgestalten. Mögen sie das niemals vergessen.
Besonders viele SPÖler gaben an, Menschen helfen zu wollen, sehr viele Grüne sagten, sie möchten die Umwelt und das Klima schützen, die FPÖ möchte für das Land arbeiten. Wenn sie das nur alle gemeinsam tun, dann freuen sich Österreich und die Welt.
Gleich drei Abgeordnete der ÖVP sagten, der Hauptgrund dafür, dass sie in der Politik sind, sei Zufall oder Glück. Bei den anderen Fraktionen sagte das niemand so deutlich.
Eine Haut wie ein Elefant
Ebenfalls sehr einig war man sich bei der Frage, was gute Politiker ausmacht:
1. Zuhören können und Geduld
2. Er muss Menschen mögen
3. Ehrlichkeit (besonders oft von FPÖ genannt)
Die schönsten Antworten kamen von Christian Hafenecker (FPÖ), der als einziger Abgeordneter Kreativität, Vorstellungsvermögen und Phantasie als wichtige Eigenschaften nannte und von Josef Muchitsch (SPÖ), der schrieb, man brauche „eine Haut wie ein Elefant, eine Ausdauer wie eine Antilope und eine Lernfähigkeit sowie eine Orientierung wie ein Delphin“. Christoph Steiner von der FPÖ und Niki Scherak (NEOS) betonen beide, dass es wichtig ist, man selbst zu bleiben.
Schließen möchte ich diese wunderbare Reise mit dem Zitat, das NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn für sein Profil gewählt hat: „Die Zweifler sehen den Spinnern zu, wie sie an Ihren Zielen ankommen.“
Alle Profile samt Kinderfotos (Tipp: Petra Bayr, Michael Hammer, Norbert Sieber, Martin Engelberg) findet ihr auf der Seite der Demokratiewebstatt des Österreichischen Parlaments.